Seit 1972 bietet die Ausbildungswerkstatt, unter Leitung von Sr. Elisabeth Herkommer, jungen Frauen die Möglichkeit, eine kostenlose und staatlich anerkannte dreijährige Ausbildung zur Näherin und Stickerin zu absolvieren. In der Werkstatt findet aber nicht nur Ausbildung statt, sondern sie bietet gleichzeitig rund 20 ausgebildeten Frauen einen Arbeitsplatz, so dass sie Geld verdienen. Die Werkstatt erhält vor allem Aufträge für Hochzeitskleider und andere festliche Kleidung, deren Design an der Berbertradition orientiert ist. In diesem Jahr hat die Werkstatt es kaum geschafft, alle Aufträge zu erledigen. Mit den Einnahmen aus den Auftragsarbeiten kann ein Teil der allgemeinen Kosten, insbesondere für das Gehalt der Ausbilderinnen, finanziert werden.

Es ist auch erfreulich, dass ein Teil der ausgebildeten Frauen sich später selbständig macht und kleine Werkstätten betreibt, so dass sie eine langfristige wirtschaftliche Perspektive haben.

 

Die Ausbildungswerkstatt kann zwar bis zu 60 junge Frauen ausbilden, Sr. Elisabeth stellt jedoch fest, dass in letzter Zeit auch in Algerien die Jugendlichen möglichst Abitur machen wollen Sie interessieren sich dann mehr für ein Studium und nicht für eine handwerkliche Ausbildung, so dass sich z.Zt. weniger Frauen als üblicherweise ausbilden lassen. Sr. Elisabeth beobachtet die Entwicklung, um ggf. Anpassungen vorzunehmen.

Die Werkstatt lebt finanziell immer knapp und schafft es nicht, Stoffe, Garne und Nähmaterialen vorrätig zu halten. Gerade auch, um Aufträge zeitnah zu erledigen, ist jedoch eine Vorhaltung sehr wichtig. Nachdem der Heliand Sr. Elisabeth in den Jahren 2012/2013 vor allem geholfen habt, Nähmaschinen zu kaufen und einen Internetanschluss legen zu lassen, hat sie uns jetzt darum gebeten, sie dabei zu unterstützen, Stoffe und Materialien vorrätig zu halten und die Werkstatt auf eine bessere finanzielle Grundlage zu stellen. Wir würden ihr gerne ca. € 4.000,00 bis € 5.000,00 zur Verfügung stellen und haben ihr bereits € 2.000,00 zur Rückreise nach Algerien mitgegeben. Wie alle Jahre hat sie einen Urlaub in Deutschland verbracht.

Arbeit und Engagement von Sr. Elisabeth werden anerkannt. Schon vor Jahren hat sie das Bundesverdienstkreuz erhalten. Am 20. Februar 2018 wurde ihr nun das französische Pendant, der Ordre national du Mérite, verliehen. In ihrer Dankesrede in der französischen Botschaft in Algerien hat Sr. Elisabeth besonders das Miteinander der Länder Frankreichs und Deutschlands in Verbundenheit mit Algerien hervorgehoben, aber auch ihren Dank an die algerischen Mitarbeiterinnen, die bei dem Festakt dabei sein konnten, unterstrichen. In diesem Miteinander wird versucht, in Freundschaft mit den Algeriern zu leben und zu arbeiten. Wir freuen uns mit Sr. Elisabeth über diese neue Würdigung ihrer Arbeit und gratulieren herzlich.

Dennoch darf man die sogenannten „dunklen Jahre“ in Algerien nicht vergessen, als insgesamt 19 Ordensleute, Männer und Frauen, zwischen 1994 und 1996 wegen ihres christlichen Zeugnisses ermordet wurden. Sie sind aus Liebe und Freundschaft zu den Menschen in Algerien geblieben und haben ein Zeichen der Zusammengehörigkeit über religiösen Grenzen hinweg gesetzt. Papst Franziskus wird die 19 katholischen Ordensleute bei einer Pastoralreise nach Algerien im Herbst 2018 seligsprechen, weil ihr Zeugnis auch heute noch Bedeutung hat. Mons. Vesco, Bischof von Oran, beschreibt die Botschaft der Seligsprechungen mit einem Wort Jesu: Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt (Joh.15.13). Bei den Seligsprechungen wird auch an die 200.000 Algerier zu denken sein, die in den 90-er Jahren des Terrors ebenfalls ermordet wurden.

Sr. Elisabeth hat die „dunklen Jahre“ in Algerien erlebt, erfreulicherweise haben sich die Zeiten verändert.

Christel Wasiek

 

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